Immer wieder höre ich von Leuten, dass sie sich eine Sony Kamera mit hoher Auflösung kaufen wolle, also z.B. die Sony A7R, A7RII, A7RIII oder A7RIV statt der “normalen” A7 Modelle ohne dem “R” im Namen. Man hört dann immer, dass Argument man benötige die 42 bzw. 61 Megapixel und die 24 Megapixel des “normalen” Modells wären zu wenig. Und dann kommt auch oft das Argument großformatig Drucken zu wollen, oder man hätte mehr Möglichkeit nachträglich zu bescheiden. Ja das stimmt, aber ich denke diese Punkte werden auch von vielen stark überbewertet, und in vielen Fällen würde ein normales A7 Modell mit den 24 Megapixel ausreichen. Auch hat die höhere Auflösung bei bestimmten Szenarios negative Konsequenzen, die oft nicht bedacht werden. Aus diesem Grund möchte ich diese Punkte mal etwas näher beleuchten.
Auflösung, Betrachtungsabstand und das Drucken
Beim Thema Großformatig drucken wird oft das Thema Betrachtungsabstand nicht bedacht. Man muss sich hier jedoch erst einmal fragen mit welchen Abmessungen soll das Bild gedruckt werden und aus welcher Distanz wird das Bild später überhaupt betrachtet.
Die Abmessungen des Bildes gibt letztendlich auch den Betrachtungsabstand vor. Eine DINA4 Seite in einer Zeitschrift schaut man sich z.B. mit ca. 30cm Abstand an, ein großes Plakat jedoch aus mehrere Metern Abstand, um das Bild überhaupt vollständig erfassen zu können. Das Menschliche Auge wiederum ist nicht in der Lage in jeder Distanz gleich viele Bildpunkte zu erkennen. Aus diesem Grund kann ein Bild, welches man aus größerer Entfernung betrachtet, auch mit einer niedrigeren Auflösung drucken.
Bei einem Magazin im DINA4 Format ist z.B. 300DPI üblich, da man es aus 30cm Abstand betrachtet, und hierfür benötigt man dann ca. 9 Megapixel. Bei einem DINA2 Plakat hat man schon einen Betrachtungsabstand von 1 Meter und kommt mit 90 DPI aus was nur 3 Megapixel benötigt. Bei einem DINA0 Plakat sind wir schon bei 3 Meter, 30 DPI und nur noch ca. 1,5 Megapixel. Man sieht also, man braucht die vielen Megapixel zu groß drucken nicht wirklich, wenn man den Betrachtungsabstand realistisch berücksichtigt und beim Anschauen nicht mit der Nase auf dem Bild klebt.
Wer noch tiefer in das Thema einsteigen will empfehle ich folgenden Artikel: Fokus – Wie hoch muss die Auflösung meiner Bilder wirklich sein? und Wikipedia – Auflösungsvermögen
Auflösung und nachträgliches beschneiden
Auch die Möglichkeit nachträglich ein Bild zu beschneiden (Croppen) wird meiner Meinung nach von vielen überbewerten. Vielfach hört man, dass die 42MP der A7RIII zu den 24MP der normalen A7 ja fast die doppelte Auflösung ist, und dass die 61MP der A7RIV sogar etwas mehr wie die doppelte Auflösung ist. Das ist jedoch nicht ganz korrekt, korrekt ist vielmehr, dass man mit 42MP fast die doppelte Anzahl von Pixeln und bei 60MP etwas mehr als die doppelte Anzahl an Pixel hat. Aber Pixel sind nicht gleichzusetzen mit Auflösung, denn die Pixel sind auf einer rechteckigen Fläche verteilt, und hier müssen wir “im Quadrat” denken. Die doppelte optische Auflösung auf der Fläche des Bildsensors hätten wir erst, wenn wir sowohl horizontal als auch vertikal die doppelte Anzahl von Pixel hätten, und das wäre erst bei 96MP der Fall.
Um das noch etwas besser verständlich zu machen betrachten wir uns mal die Kantenlängen im Bezug auf die Megapixel:
24MP = 6000 x 4000
33MP = 7008×4672
42MP = 7952 x 5304
61MP = 9504 x 6336
96MP = 12000 x 8000
Für das Thema Beschneiden bedeutet dies, dass wird im Vergleich zur normalen A7 / A7II / A7III mit 24 MP an einer A7RII / A7RIII mit ihren 42 Megapixel auf der lange Seite gerade mal 1952 Pixel mehr haben und an der kurzen Seite lediglich 1304 Pixel mehr haben. Bei der A7RIV wären es auf der langen Seite immerhin 3504 Pixel und auf der kurzen 2336 Pixel. Ja wir habe etwas mehr Reserve für den Beschnitt, aber Welten sind das auch nicht.
Höhere Auflösung braucht auch bessere Objektive
Sensoren mit höherer Auflösung stellen auch höhere Anforderungen an die Objektive. Viele günstigere oder ältere Objektive, oder Objketive die einen großen Zoombereich abdecken sind meist gar nicht in der Lage 42 oder 61 Megapixel optisch aufzulösen. Soll heißen, wenn man sich eine Kamera mit solch einer hohen Auflösung kauft, muss man auch in entsprechend höherwertigere Objektive investieren.
Auch haben Kameras mit hoher Auflösungen die Problematik der Bewegungsunschärfe verstärkt, diese wird schneller offensichtlich, was wiederum zur konsequent hat, dass man kürzer Verschlusszeiten verwenden muss, oder zu einem stabilen Stativ greifen muss.
Höhere Auflösung bedeutet auch mehr Datenmenge
Ich möchte auch noch sagen, dass eine höhere Auflösung auch mehr Datenmenge bedeutet, das ist natürlich positiv bzgl. Schärfe und Details im Foto, hat aber auch negative Konsequenzen, wie z.B. man benötigt mehr Speicherplatz auf der Speicherkarte und dem PC. Die größere Datenmenge macht auch die Nachbearbeitung langsamer bzw. erfordert dafür einen leistungsfähigeren Rechner. Bei Serienbildaufnahmen ist der Buffer entsprechend schneller voll.
Höhere Auflösung bringt mehr Gefahr von Banding und Verzerrung bei Nutzung des elektronischen Verschluss
Alle Kameras der A7 Serien lesen den Sensor zeilenweise aus, durch dieses zeilenweise auslesen kann es in Kombination mit dem elektronischen Verschluss (Einstellung Geräuschlose Aufnahme) zur Streifenbildung (Banding) kommen, und bei sich schnell bewegenden Motiven kann es zu Verzerrungen kommen. Und bei der Videoaufnahme kann es zum Rolling Shutter Effekt kommen. Diese ungewünschten Effekte sind umso schlimmer umso langsamer sich der Sensor auslesen lässt. Die Sensoren der normalen A7 Modelle mit nur 24 MP lassen sich deutlich schneller auslesen als die 42 bzw. 61 Megapixel Sensoren, aus diesem Grund sie die R Modelle von diesen negativen Effekten auch etwas stärker betroffen.
Höhere Auflösung kann nachteilig für Video sein
Die A7III mit ihren 24 Megapixel ist im 4K Videomodus in der Lage den ganzen Sensor komplett auszulesen was einem 6K Video entspricht, und diese Bildinformation wird dann zu einem 4K Video verrechnet, was eine sehr guten 4K Videoqualität ergibt.
An der A7RIII und A7RIV ist dies nicht möglich, durch die höhere Auflösung kann der komplette Sensor nicht schnell genug ausgelesen werden, im Vollformat Modus werden deshalb Pixel verworfen und das resultierende 4K Video profitiert nicht von zusätzlichen Pixeln. Alternativ kann der APS-C/Super35 Modus verwendet werden, hier wird dann nur ein Teil des Sensors verwendet und aus einem 5K bzw. 6K Readout ein 4K Video erzeugt, hierdurch wird die Qualität erhöht, aber es wurde nicht der ganze Sensor verwendet sondern nur ein Teil (Crop), und das ist dann wiederum nachteilig bzgl. dem Bildwinkel, Lichtmenge und Bokeh.
Höhere Auflösung und kein Antialiasing Filter = Gefahr des Moiré-Effekts
An den Modellen der R Serie wurde zugunsten der höheren Auflösung auf einen Antialias Filter verzichtet, dies hat jedoch den Nachteil, dass es bei fotografieren oder filmen von feinen Strukturen und Mustern zum unerwünschten Moiré-Effekt kommen kann. Diesen Punkt sollten z.B. Hochzeitsfotografen bedenken, denn wenn z.B. der Bräutigam einen Anzug mit feinem Muster hat, hat man untern umständen ein ernsthaftes Problem.
Update 03.12.2021
Artikel um die Information zur Auflösung der A7IV ergänzt
[…] Bzgl. dem Unterschied 24 Megapixel vs. 42 Megapixel empfehle ich auch noch folgenden Artikel von mir: Braucht man die hohe Auflösung der Sony A7R, A7RII, A7RIII oder A7RIV wirklich? […]
Vielen Dank für den Artikel! Er hat mir bei meiner Kaufentscheidung sehr geholfen.
Einen Artikel zum Vergleich von Bildwinkel, Lichtwinkel und Bokeh im Crop-Modus der A7R iii gegenüber einer Kamera mit eingebautem APS-C Sensor fände ich auch sehr interessant. Gibt es hier Vorteile seitens der A7R iii außer dem 5k/6k zu 4k Readout?
Mit freundlichen Grüßen,
Leon
Zum APS-C/Super35 Modus habe ich noch diesen Blog Artikel, evtl. beantwortet er dir deine verbleibenden Fragen https://www.andreasmariotti.de/warum-der-aps-c-und-super-35-modus-an-a7iii-und-a7riii-mehr-sinn-macht-als-man-denkt/
Servus,
sehr Interessanter Artikel, dazu noch eine Frage.
Ist es möglich auch mit einer kleineren Pixelzahl zu Fotografieren trotz 24MB (6000 x 4000).
Oder geht das dann nur in der Nachbearbeitung? Hier ist halt der Qualitätsverlust das Problem.
Mit freundlichen Grüßen
Dennis
Es verhält sich so, dass die RAWs immer die volle Größe haben, für JPGs hat man aber die Wahl zwischen S, M und L , siehe https://helpguide.sony.net/ilc/1720/v1/de/contents/TP0001667970.html
Hallo Andreas, sehr interessanter Artikel den ich von der Seite noch nocht in betracht gezogen habe. Ich habe eine a7iii und wollte zur a7riii, da ich Tiere fotografiere und mit meinem SEL 200600 nicht weit genug ran komme, muß ich meißt Cropen. Ich habe deshalb schon an einen Konverter gedacht, allerdings 1. recht teuer und 2. schluckt der wiederum Licht. Letztere Option wäre noch anstelle eines Konverters eine a6400 im APSC mit 6000×4000 zu kaufen und dann habe ich rein rechnerisch auch einen Cropfaktor von 1,5 ohne Lichtverlust und Pixelverlust und zusätzlich spare ich mir den Objektivwechsel. Die a6400 sind im Body nicht viel teuerer als ein Konverter.
Was ist deine Meinung dazu.
Gruß und bleib gesund
Hardy
Eine valide Überlegungen mit div. Vor- und Nachteilen.
Vom Telekonverter würde ich am SEL200600 abraten, mit dem 1.4er bist du bei f9 und mit dem 2.0er bei f13, und dann musst du noch bedenken, dass die A7 Serie den schnellen Hybrid/Phasen AF nur bis F8 macht, darüber macht sie nur noch Kontrast AF, was pumpen und langsamen AF bedeutet. Dazu habe ich auch was in meinem Blog https://www.andreasmariotti.de/sony-a7-hybrid-af-und-phasen-af-f8-0-limit/
Bzgl. einer A6400 statt Telekonverter, könnte man natürlich auch überlegen, da würde mir dann aber andere Dinge fehlen, die hat z.B. kein AF Joystick, kein zweites Bedienrad, die kleineren Akkus, etc.
Von daher wäre ein Wechsel zur A7RIII oder A7RIV. die dir bei Bedarf im APS-C Modus mit 1,5er Crop noch 18MP bzw. 26MP liefern eine Überlegung wert.
Sehr informativ und mit Fakten belegt. Sollte jeder, welcher sich eine Sony Alpha 7 kaufen möchte lesen.
Bei den quasi F8 Teleobjektiven kann man den Telekonverter vergessen. Das 600/f4 ist mir noch zu teuer…, das 400/f2,8 auch. Also muss ich eben Ausschnitte machen, daher die 61 MP.
Danke für die Aufklärung. Test- Messungen zeigen bei sehr guten Optiken unterschiedliche Auflösungen bei 24, 41 oder 61 MP. Gibt es eine Übersicht welches Objektiv bei welchem Sensor Sinn macht?
Zu dieser Frage würde mir dieser Beitrag aus dem Sony Alpha Blog einfallen: https://sonyalpha.blog/2019/11/10/which-lenses-to-maximise-the-potential-of-the-sony-a7riv/