Ich möchte heute mit dem Irrglauben aufräumen, dass man die Langzeit Rauschminimierung pauschal ausschalten sollte, was bei Sony die Einstellung „Langzeit-RM“ bzw. in Englisch „Longe Exposure NR“ wäre. In diversen Internet Foren und Facebook Gruppen wird diese nämlich immer wieder fälschlicherweise behauptet.
Es wird z.B. behauptet, dass die Langzeit-RM völlig unnötig wäre, da man diese ja auch später in der Nachbearbeitung mit dem RAW Konverter wie Lightroom oder CaptureOne und dessen Rauschreduzierung machen könnte. Das ist jedoch falsch, denn bei der Kamera internen Langzeit Rauschminimierung handelt es sich um eine spezielle Rauschreduzierung, die man später nicht mehr einfach nachholen kann und sich von der klassischen Rauschreduzierung im RAW Konverter unterscheidet.
Bei der Kamera internen Langzeit Rauschminimierung findet eine sogenannte „Dark Frame Subtraction“ statt. Hierbei wird neben der eigentlichen Aufnahme automatisch noch eine zweite Aufnahme direkt im Anschluss bei geschlossenem Verschluss erstellt mit der gleichen Dauer, ISO und gleicher Betriebstemperatur. Dieses zweite schwarze Bild, und das darin enthaltene Rauschen wird mit dem ersten Bild und dessen rauschen verrechnet, wodurch das Rauschen und insbesondere auch die Hotpixel sehr effektiv entfernt werden können.
Ich empfehle deshalb, diese Einstellung nicht pauschal zu deaktivieren, da sie bei Langzeitaufnahmen durchaus Sinn macht. Den einzigen Nachteil, den ich sehe ist der zusätzlich Zeitbedarf für das zweite Bild. Ich würde empfehlen die Einstellung nur zu deaktivieren, wenn man die Zeit für das zweite Bild nicht hat, z.B. bei Serienaufnahmen oder Timelapse. Ansonsten würde ich empfehlen diese Einstellung aktiviert zu lassen, da sie sinnvoll ist und einen echten Mehrwert bietet.
Bei Sony Kameras funktioniert dies übrigens nicht nur für JPG Bilder, sondern auch für RAW Bilder. Die Einstellung wirkt sich auf alle Aufnahmen mit einer Belichtungszeit von mehr als einer Sekunde aus. Bei Kameras mit IBIS (Sensor Bildstabilisator) ist die Langezeit Rauschreduzierung sogar besonders sinnvoll, da der Sensor schwebend gelagert ist, kann er nicht so effektiv gekühlt werden und neigt deshalb schon zu mehr Rauschen bei längeren Belichtungen.
Um die Problematik zu verdeutlichen habe ich zwei Bilder mit einer A7RIII aufgenommen, jeweils mit einer Belichtungszeit von 30 Sekunden und bei geschlossenen Objektivdeckel. Das erste Bild ist die Variante mit deaktivierter “Langzeit-RM” in der man eine Vielzahl von Hotpixel sieht. Die zweite Aufnahme ist identisch jedoch mit aktiviert “Langzeit-RM”, man sieht, dass die Hotpixel effektiv entfernt wurden. Um die Problematik besser zu verdeutlichen wurde bei beiden Bildern in Lightroom die Belichtung auf +5.0 gesetzt und der Schwarzwert auf -100 und es wurde auf 2:1 gezoomt. Durch Anklicken kann das das jeweilige Bild in voller Größe angeschaut werden.
Hier der Link zum entsprechenden Kapitel in Sony Handbuch am Beispiel der A7RIII
https://helpguide.sony.net/ilc/1710/v1/de/contents/TP0001630740.html
Und hier der entsprechende Wikipedia Artikel in dem die „Dark Frame Subtraction“ näher erklärt wird:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bildsensorkalibrierung
[…] An dieser Stelle mochte ich auch noch mal erwähnen, dass dieses Vorgehen mit dem Metainformation im EXIF auch genauso für diverse andere Kamerafunktionen wie z.B. Kreativprofil, Objektivkorrektur etc. verwendet wird. Das RAW wird Kameraintern nie verändert, es werden nur Metainformation ins EXIF geshcireben, die der RAW Konverter dann später interpretiert. Es gibt jedoch eine Ausnahme die mir bekannt ist, und zwar die Einstellung “Langzeit NR”, hier wird das RAW in der Kamera verändert, mehr details hierzu in einem andere Blog Artikel von mir: Warum man die „Langzeit-RM“ nicht pauschal deaktiviert […]
Herzlichen Dank für deinen Blog-Beitrag! Du hast mir damit meine Frage beantworten können. Jetzt weiß ich wieso das immer so lange dauert 🙂